Pressearbeit für Vereine

Manuela Kuhlmann beim openTransfer CAMP #Patenschaften am 4. November 2017 in Leipzig

Die Sessiongeberin erklärte, warum es manche Themen in die Presse schaffen und andere nicht. Dabei gab sie Einblicke in den journalistischen Redaktionsalltag und Tipps für die Pressearbeit in Vereinen und Initiativen.

Manuela Kuhlmann ist freie Journalistin und berät Unternehmen in strategischer Pressearbeit. Außerdem hält sie Vorträge zum Thema Pressearbeit für Vereine. Das Thema Ehrenamt kann man ruhig selbstbewusst kommunizieren, ist sie überzeugt, denn es hat Relevanz und berührt die Leute. Auch müssen Nonprofits nicht – wie beispielsweise Unternehmen – befürchten, dass Produktwerbung unterstellt werde.

Perspektivwechsel
Das Wichtigste für eine erfolgreiche Pressearbeit, so Manuela Kuhlmann, ist es, sich in die Situation der Redakteurin oder des Redakteurs zu versetzen und sich folgende Frage zu stellen:
Was macht ein Redakteur eigentlich alles? Vor 20 Jahren waren Redakteure ausschließlich zuständig für das Produzieren von Texten. Heute ist das Aufgabengebiet wesentlich umfangreicher: Redakteure sind zwar immer noch zuständig für Textarbeit, aber teilweise zusätzlich für Bilder, Layout und sogar Social Media; es sind quasi mehrere Jobs, die gleichzeitig erledigt werden müssen. Hinzu kommen weitere Stressfaktoren wie Fahrtzeiten, Abendtermine usw.

Eine Frau steht vor einer Flipchart und erklärt etwas.

WO arbeitet ein Redakteur?
Im Bereich Print und Online müssen Inhalte möglichst aktuell sein. Informationen müssen rechtzeitig eingereicht werden, da Redakteurinnen und Redakteure an Fristen gebunden sind. Für Web-Beiträge empfiehlt es sich, neben beispielsweise der Pressemitteilung zusätzliche Informationen und Links einzureichen. Beim Fernsehen ist der große Vorlauf von meist 14 Tagen zu beachten und der hohe zeitliche Aufwand: Für einen fünfminütigen Beitrag kann schon mal ein ganzer Tag gedreht werden. Auch Radiobeiträge sind sehr aufwändig in der Produktion.

WIE arbeitet ein Redakteur?
Pressebeiträge sollen entweder informieren oder unterhalten. Nach diesen Kriterien werden eingereichte Artikel oder Hinweise in Sekunden gefiltert. Zu Beiträgen mit Unterhaltungspotenzial zählen einmalige, witzige oder interessante Geschichten, z. B. über eine besondere Patenschaft, die gut läuft. Für Beiträge mit Informationscharakter empfiehlt es sich, sich als Expertin oder Experte zu positionieren; zum Beispiel indem man immer wieder Beiträge einreicht. „Selbst wenn diese nicht abgedruckt werden, haben euch die Redakteure irgendwann auf dem Schirm und kommen auf euch zu, sobald sie über das Thema schreiben wollen“, so die Sessiongeberin.
Etwa 4-7 Tage vor einer Veranstaltung sollte man sich an die Lokalzeitung wenden und die Redakteurin oder den Redakteur einladen. Sollte von diesen keiner Zeit haben, ist es sinnvoll, nach „Freien“ zu fragen oder anzubieten, selbst einen Text einzureichen. Auch Fremdveranstaltungen kann man nutzen, um auf sein Thema aufmerksam zu machen, z. B. indem man anwesende Journalisten nach geeigneten Ansprechpersonen in der Redaktion fragt.

Medienbeiträge richtig aufbauen
Beim Schreiben von Pressemitteilungen orientiert man sich am besten an den folgenden „W-Fragen“: Wer oder wem? Was? Wo? Wie? Warum? Wann? Der Einstieg sollte über die wichtigste, kurioseste, witzigste oder neueste Information erfolgen. Auf keinen Fall sollte die Pressemitteilung wie ein chronologischer Bericht aufgebaut sein. Dazu Manuela Kuhlmann: „Fragt euch selbst oder Bekannte: Was würde euch interessieren? Erwähnt das im ersten Satz. Steigt sofort ins Thema ein. Schreibt es so, wie ihr es jemandem erzählen würdet, Beispiel: ‚Bei einem Barcamp treffen sich Leute, die wirklich wissen, was Engagement ist…‘. Pickt euch dann eine besondere Person heraus oder schreibt über das Ergebnis. Ein guter Einstieg ist auch immer ein Zitat.“

Für den Versand der Pressemitteilung hatte die Sessiongeberin folgende Tipps:
-nicht mit Word oder PDFs arbeiten
-lieber den Text direkt in die E-Mail kopieren
-die Betreffzeile der E-Mail nicht zu allgemein halten – lieber reißerisch als nichtssagend
-immer Kontaktdaten bzw. einen Ansprechpartner nennen

Flüchtlingsarbeit in der Presse – wie platzieren wir das Thema weiterhin?
Langfristige Themen wie die Flüchtlingsarbeit kann man am besten auf persönlicher Ebene platzieren:
-Geschichten über einzelne Personen erzählen
-viel mit Bildern arbeiten
-Permanent Präsenz zeigen: „Wir sind immer noch da; das Thema ist immer noch relevant“

Eine Diskussion entspann sich zu der Frage, ob es nicht sinnvoller sei, als Expertin und Experte fertige Pressemitteilungen und Artikel zu liefern. Erfahrungsgemäß wird gerade in Lokalzeitungen viel umgeschrieben und vereinfacht. Die Hauptsache – da war sich die Gruppe am Ende aber einig – ist, dass das Thema überhaupt präsent bleibt.

Foto: Thilo Schmülgen / opentransfer.de

Louise Buscham

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